Ist die Wolfsschule auch eine Schule für den Hundefreund?

Von Gudrun Feltmann

Da ziehen sieben Wölfe mit ihrem Freund Mensch ins Gehege, freundlich aufgeschlossen und geradezu zärtlich. Da sind keine Leinen, keine Halsbänder, kein Zwang zu erkennen. Und trotzdem, die Wölfe gehen auf die Plätze, sie sitzen, sie stehen, sie balancieren, sie springen und zwischendurch zeigen sie ihrem Freund Mensch immer wieder, wie gern sie ihn haben.

Da überlegt man sich als Hundefreund, wie so was möglich ist.

Soll unser Hund sitzen, liegen, springen oder etwas anderes tun, wird ihm ein Halsband mit einer daran befestigten Leine umgelegt und solange am Hals gerupft, gezuppelt und gezogen, bis der Hund das tut, was von ihm verlangt wird. Bei den Wölfen sieht es so aus, als zeigten sie ihrem Freund Neumann das von ihm gewünschte Verhalten aus Liebe zu ihm. Bei unseren Hunden hat man häufig den Eindruck, als zeigten sie das gewünschte Verhalten aus Angst vor ihrem Menschen. Sollte das wirklich zutreffen? Die meisten Hundefreunde lieben ihre Hunde und wünschen sich, dass die Tiere sich bei ihnen wohlfühlen und glücklich sind. Und doch erfolgt die Erziehung der Hunde – wenn sie überhaupt erzogen werden – über das Rucken und Ziehen am Hals. Die Menschen wissen es nicht anders und glauben, die Erziehung eines Hundes muss so sein. Bei Dr. Neumanns Wölfen sieht es ganz anders aus. Die Beziehung zwischen den Tieren und ihrem Freund Mensch strahlt Harmonie, Verständnis und Vertrauen aus, obwohl es sich um Wölfe handelt! Dr. Neumann scheint die Sprache, der Wölfe zu verstehen und kann sich so verhalten, dass die Wölfe ihn verstehen.

Das Geheimnis dieses vertrauten Miteinander liegt also in der unmissverständlichen Verständigung über die Körpersprache. Wenn wir jetzt mit scharfem Blick Dr. Neumanns Umgang mit den Wölfen beobachten, erkennen wir seine Körpersprache. Die Wölfe sind aufmerksam und beobachten ihn und erkennen, was er ihnen sagen will. Das schafft Vertrauen und positive Motivation, so dass das Gespräch zwischen den Wölfen und ihrem Freund Mensch diese Harmonie aussendet. Haben wir Hundefreunde nicht schon längst beobachtet, dass sich unsere Hunde über die Körpersprache verständigen? Haben wir weiter nicht auch beobachtet, dass die Hunde sehr genau darauf achten, dem „anderen“ nicht zu nahe zu treten? Wenn wir diese Gesetze, die Verwendung der Körpersprache und die Einhaltung des individuellen Abstands im Umgang mit unseren Hunden beachten, wird die Beziehung zwischen Mensch und Hund ebenso diese Harmonie, die gegenseitige Achtung und das tiefe Vertrauen ausstrahlen, die wir bei Dr. Neumann und seinen Wölfen so bewundern.

Nicht Gewalt, sondern das klug eingesetzte Einfühlungsvermögen formt den Wolf und auch den Hund!

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