Über die Wolfsschule

1983 wurde im Wildpark der Hessischen Landesforstverwaltung in Hanau zusammen mit Eberhard Trummler und seiner Gesellschaft für Haustierforschung ein Feldforschungsprojekt über die Lernfähigkeit von Wölfen gestartet. Initiator und Projektleiter war der Fachtierarzt für Zoo- und Wildtiere, Dr. Dirk Neumann.

Es gelang ihm, das Projekt in kürzester Zeit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt zu machen. Funk, Fernsehen, Illustrierte und Tageszeitungen beschäftigten sich europaweit mit seiner einmaligen Leistung, Wölfe erfolgreich zu trainieren. Indem er die natürliche Lernfähigkeit der Tiere nutzte, konnte er schon 1984 die weltweit erste dressierte Wolfsgruppe, ein 15-köpfiges Wolfsrudel, den staunenden Wildparkbesuchern präsentieren. Ein Publikumsmagnet besonderer Art war entstanden!

Auch die Hessische Polizeihundeschule staunte und zollte nicht weniger Anerkennung als Bernhard Grzimek und Stardompteur Gerd Siemoneit-Barum. Nicht nur die Tatsache, dass ein Wolfsrudel dressierbar ist, sondern auch die beschriebene Art der Präsentation begeisterten Tausende von Zuschauern und veranlassten sogar das Hessische Institut für Lehrerfortbildung sowie die Bezirksregierung Arnsberg, Seminare für die Aus- und Fortbildung von Biologielehrern bei Dr. Neumann und seiner Wolfsschule zu veranstalten. Seine Seminare vor Studenten der Universität Gießen und Kassel fanden ebenso großen Anklang wie Vorträge über seine Erkenntnisse vor Managern der Industrie. Diese interessierten sich anlässlich ihrer Führungsschulungen für einen "Blick über den Zaun" - wie funktioniert bei Wölfen Führung?

In dem Buch "Verstehen wir die Wölfe" berichtet Dr. Neumann als Zentralthema über seine Wolfsschule, der von ihm gedrehte Videofilm "Freundschaft zu Wölfen und Hunden" stellt die Wolf-Mensch-Beziehung in der Wolfsschule ebenfalls in den Mittelpunkt. Infolge seines Engagements für die Tierdressur war er auch für einige Jahre im Vorstand des Berufsverbandes der Tierlehrer aktiv.

In ihrer "Photodokumentation durch die Geschichte der Raubtierdressur" stellen H.J. und R. Tiede 2003 unter "Meisterdompteure und ihre Dressuren" auch Dr. Neumann mit seinen Wölfen vor. Und das, obwohl er im eigentlichen Sinne nie "Raubtierlehrer im Glanz der Manege", so der Titel des Buches, gewesen ist.

Mit dem negativ besetzten Bild vom Wolf räumt Dr. Neumann direkt vor Ort gründlich auf. Dass Wölfe nicht als grausame Bestien anzusehen, sondern "eigentlich ganz nett" sind, kommt unmissverständlich bei den Besuchern an, weshalb die Wildtierschutzorganisation PRO FAUNA e.V. ihn prompt zu ihrem Ehrenmitglied gemacht hatte. 1987 siedelte die Wolfsschule in den Städtischen Tierpark nach Wiesbaden um, dessen Leitung er für acht Jahre übernahm, um dann ab 1995 mit seiner Wolfsschule die Hauptattraktion in dem "Tierpark Kalletal" in Ostwestfalen zu werden.

Im Jahre 2009 gingen dann die Wolfsschüler in ihren wohlverdienten Ruhestand, ebenso wie Trainer und Freund Dr. Neumann. Während erstere seitdem aber entspannen können, trägt letzterer die Idee der Wolfsschule weiter. Mittels Vortragsreihen und Seminaren werden so das umfangreiche Wissen und die zahlreichen Erfahrungen aus 25 Jahren Wolfsschule an Interessierte weitergegeben.